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In der Schuldenfalle

(NZZ – SACHBÜCHER – Donnerstag, 14. November 2019, Seite 44)

Wenn die Verschuldung zur Bedrohung der Freiheit wird

Michael Ferber · Schulden sind per se weder gut noch schlecht. Ohne Kredite, also Schulden und entsprechende Guthaben, wäre die Entstehung der modernen Wohlstandsgesellschaften kaum möglich gewesen. «Auch die öffentliche Verschuldung zur Verteilung von Ausgaben über verschiedene Generationen, zum Beispiel beim Bau von Schulhäusern oder Spitälern, erscheint sinnvoll und ist unbestritten », schreibt Ivan Adamovich in dem von der Progress Foundation herausgegebenen Buch «Vom Kredit zur Schuld». Gefährlich wird es aber, wenn die Verschuldung überhandnimmt – und genau dies dürfte in den vergangenen Jahrzehnten passiert sein. Laut den Ökonomen Carmen Reinhart, Vincent Reinhart und Kenneth Rogoff war der Schuldenstand in den Industrieländern in den vergangenen 120 Jahren nie höher, auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht. Zusätzlich sind die Unternehmensschulden in vielen Ländern stark gestiegen. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die hohen Schulden wirken sich zunehmend negativ auf das Wirtschaftswachstum aus, schaffen soziale und politische Spannungen und bedrohen die Freiheit.

Elf Beiträge namhafter Autoren beleuchten die hochaktuelle Thematik. Das Buch liefert überdies Vorschläge, wie dem Problem wachsender Schuldentürme beizukommen wäre. Dies geht wohl nur über eine Förderung der Finanzdisziplin. Zu den nützlichen Instrumenten gehören etwa der Steuerwettbewerb zwischen Gebietskörperschaften und eine in der Verfassung verankerte Schuldenbremse. Christoph Schaltegger und Michele Salvi zeigen in ihrem Beitrag, dass die Schweizer Schuldenbremse nachweislich für den Schuldenrückgang hierzulande verantwortlich war; nach ihrer Einführung im Jahr 2003 wies die ordentliche Finanzierungsrechnung des Bundes in 11 von 15 Jahren einen Überschuss aus.

Ivan Adamovich, Christoph A. Schaltegger: Vom Kredit zur Schuld. Wenn Verschuldung die Freiheit bedroht. NZZ Libro, Basel 2019. 178 S., Fr. 38.–.

NZZ 14. November 2019, Seite 44

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