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Über den Neid: Gesellschaftliche und wirtschaftliche Implikationen

Erich Weede12. Economic Conference

Über den Neid: Gesellschaftliche und wirtschaftliche Implikationen

von Erich Weede, Seminar für Soziologie, Universität Bonn

1. Geisteswissenschaftliche Ansätze

ln unserer Alltagserfahrung kennen wir alle den Neid. ob als Träger oder Opfer von Neidgefühlen. ln der geistes- und sozialwissenschaftlichen Diskussion spielt der Neid eine wesentlich geringere Rolle als im Alltagsleben und in der Alltagserfahrung. Geeignete Ausgangspunkte für unsere Überlegungen bieten Schoeck (1966) und de la Mora (1987). De la Mora (1987, S. 107) weist darauf hin, dass Neid “Kummer über fremdes Gut ist”, und er schreibt auch: “Der Neid ist das Missbehagen, das angesichts eines fremden, höheren, begehrten, unerreichbaren und nicht assimilierbaren Glücks empfunden wird.” Das Leiden daran, dass andere nach irgendwelchen Kriterien – z.B. Prestige, Talent, Vermögen – bessergestellt sind als man selbst, könnte grundsätzlich zu verschiedenen Reaktionen führen: Man könnte versuchen, die Lücke zwischen dem eigenen und fremden Glück oder der eigenen Ressourcenausstattung und der Ausstattung anderer durch eigene Anstrengung zu schliessen. Das wäre eine – sozial betrachtet – produktive Reaktion.

Man kann aber auch versuchen, die Lücke dadurch zu schliessen, dass andere schlechter gestellt werden. Wie schon im Buchtitel angedeutet, vertritt de la Mora (1987, S. 109) die These, dass Neid destruktive Reaktionen auslöst, denn er schreibt: “Der Neid hingegen verleitet zum Versuch, den durch die eigene Frustration verursachten Schmerz durch die Erniedrigung des anderen zu beseitigen. Der Wetteifer lässt einen sich steigern, der Neid lässi einen sich verkleinern. lm Neider ist die vorherrschende Absicht nicht, mehr zu sein, sondern den anderen weniger sein zu lassen. Es gibt keinen Willen zum Übertreffen, eher zum Gleichmachen.” Wenn der Neid die Produktiven und Erfolgreichen zum Opfer macht, also Anstrengung, Erfolg und vor allem überragende Leistungen bestrafen will, dann sollte auf gesamtgesellschaftlicher Ebene auch folgende Hypothese Schoecks (1966, S. 17) gelten: “Je mehr es in einer Gesellschaft den Privatleuten wie den Trägern der politischen Macht möglich ist, so zu handeln, als ob es keinen Neid gäbe, desto grösser wird das wirtschaftliche Wachsturn und die Zahl der Neuerungen im allgemeinen sein.”

(…)

Lesen Sie den gesamten Vortrag auf Deutsch und Englisch in den folgenden PDF-Dateien:

Über den Neid: Gesellschaftliche und wirtschaftliche Implikationen
On Envy: Social and Economic Implications

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